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Liebe Kunstinteressierte

Im Schlösschen Vorderbleichenberg in Biberist zeige ich Arbeiten, die im Zusammenhang der Recherchen für die grossen Landschaftsprojekte entstanden sind.
Sie umfassen die Themenkreise:
-    Bergsturz und Fels
-    Gletscherschmelze und Toteis
-    Aroma der Landschaft
-    Nachtstücke, Biberbau

Die Ausstellung wird als spannender Dialog mit den Werken meiner Künstlerkollegen Claude Barbey und Meinrad Feuchter gestaltet.
Die Räume im ehemaligen Sommersitz aus dem 17. JH der Familie von Roll bilden einen reizvollen Kontrast zu meinen archaischen Bildern und Objekten.
Ich bin gespannt, wie meine Werke in diesem Umfeld wirken werden.
Meine Kollegen und ich freuen uns auf interessante Begegnungen!
Ueli Studer


Der in Solothurn geborene Ulrich Studer hat nach Studien an der Schola Cantorum Basilensis und der Universität Neuchâtel seine künstlerische Ausbildung in verschiedenen Ateliers u.a. als Assistent bei Jürg Häusler absolviert und lebt und arbeitet heute als freischaffender visueller Künstler in Rüttenen und Twann. Seine Arbeitsgebiete umfassen LandArt, Bau- und Umweltgestaltung, Malerei, Zeichnung, Grafik, Foto/Film/Video, Neon und Aktionskunst. Er hat in den letzten Jahren verschiedene grossangelegte Projekte in den Landschaften des Jura (Viniterra und Vocis terra), in den Davoser Alpen (Schiija und ALEA-ELA), am Morgarten (Gräben, Mauern und Sümpfe) und in Heilbronn (D) durchgeführt. 2002 erhielt er den Preis des Kantons Solothurn für Landschaftskunst und 2003 den Kulturpreis der Stadt Grenchen. 

In der hiesigen Ausstellung zeigt Ulrich Studer Arbeiten, die im Zusammenhang mit seinen Recherchen für die vorher genannten Landschaftsprojekte stehen. Dafür hat er die Werke zu vier Themenkreisen geordnet: 1. Bergsturz und Fels, 2. Gletscherschmelze und Toteis, 3. Aroma der Landschaft und 4. Nachtstücke und Biberbau.

Der Künstler möchte Signaturen von Landschaften aufzeigen und seine Erzählungen handeln nicht von Menschen, sondern eher vom Umgang der Menschen mit der Natur und von dieser selbst, von Geologie, von Spuren und Überresten der Menschen, von der Bewegung der Gesteine, und von der Umsetzung dieser Geschichten in das eigene Erleben und Innenleben. Im Gespräch mit Ulrich Studer kann man Anteil haben am grossen Wissen, dass er sich in all seinen Recherchen über die Natur- und Kulturlandschaften angeeignet hat. So birgt für ihn jeder Riss, jede Schlucht in den Bergen, jede Faltung oder Ablagerung Informationen, die es nachzuvollziehen und zu entschlüsseln lohnt. Man muss die Steine lesen können und in diesem Vorgang sind die meisten von uns, im Gegensatz zu ihm, Analphabeten. 

Für die grossformatigen und auf Vlies als Bild und Objekt gestalteten Arbeiten hat der Künstler in der Umgebung seines Ateliers in Twann den Bildträger zunächst auf die felsige Erde gelegt und dann in einer Art Abdruckverfahren mittels Kohle und Tuschfarben die Gesteinsformationen festgehalten. Damit zeichnet er die Spuren der Landschaft direkt auf und spürt dem Wesen des Felsens nach. Die Felsenformationen bilden dabei im Kleinen den Berg im Grossen ab und zugleich kann man eigentlich nicht näher an seine Vorlage ran. Für den Jura sind die scharfen Kanten typisch, aber auch Ablagerungen von Blättern oder Ästen finden ihren Weg ins Bild. 

Äste spielen auch in der installativen Situation mit dem nachempfundenen Biberbau eine Rolle. Sie besteht aus einer Leinwand mit bräunlicher Lehmfarbzeichnung und aus dem vorgelagerten Objekt mit einem Tarnnetz und den angenagten originalen Überresten dieses Baus, der sich in der Nähe seines Wohn- und Atelierraums in Rüttenen befand und der von den kantonalen Behörden nicht mehr geduldet wurde. So wird der zerstörte Biberbau sozusagen aus dem Bild in die Realität des Kunstraums hineingetragen und zur Metapher für den fragwürdigen Umgang des Menschen mit den Tieren. Der Biber ist aber auch ein Nacht- und Wassertier und stellt die Verbindung zu den «Nachtstücken» in dieser Ausstellung her. In der Musik, in der Ulrich Studer ja ursprünglich zu Hause war, wäre das die «Nocturne», eine ursprünglich barocke und romantische Musikform. Hier sind es Ausleuchtungen von Uferbegegnungen zwischen Wasser und Fels und diese werden mit verschiedenen Lacken erzeugt. 

Seit längerer Zeit, nach seiner Verpflanzung vom Tessin an die Rebhänge des Bielersees und den dortigen Arbeiten in den Weinbergen, arbeitet Ulrich Studer mit dem ungewöhnlichem Malmittel Druse, welches sich als Ablagerung nach der Gärung am Bodensatz eines Weinfasses findet. Dieser Stoff arbeitet auf dem Papier weiter und zieht es zusammen. So beginnt das Kunstwerk noch nach der Erstellung ein eigenes Leben. Der Körper des Weins, lässt sich auch als sein Wesen bezeichnen und den Künstler katapultieren die Gerüche jeweils in Erinnerungen. Diese Arbeiten ebenso wie die Aufzeichnungen des Bienenflugs, stellt er unter den Titel «Aroma der Landschaft», weil jede Gegend ihren eigenen Geschmack ausbildet. Ganz so wie die Landschaftszeichnungen durch das Gestein.

Zum Thema «Gletscherschmelze und Toteis» zeigt Ulrich Studer in blauen Hinterglasmalereien, wie er mit künstlerischen Mitteln natürliche Prozesse nachempfindet. Schichten trocknen aus und ergeben Randbilder, wobei die Schmelze und die Trocknung eigentlich die gleichen Bilder ergeben. Diese Bilder können, richtig gelesen, aber auch als Mahnung vor den menschenverursachten Prozessen verstanden werden. So wie das Eis zu Wasser wird und abläuft, so läuft uns in der Gletscherfrage die Zeit davon.

Martin Rohde, Kunsthistoriker, dr. phil.


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Einladungsflyer Ausstellung Olten

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Donnerstag 12. Januar – Samstag 18. Februar 2023

Ulrich Studer

«Gewaltig ist das Schweigen im Stein»

Ausstellungseröffnung: Donnerstag 12. Januar, 18-20 Uhr

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 13-18 Uhr / Samstag 10-16 Uhr

Ulrich Studer ist an der Eröffnung, sowie an den beiden Samstagen 21. Januar und 18. Februar von 14 – 16 Uhr anwesend.

Klosterplatz 23 Graben, 4600 Olten www.caramelpopup.ch

links&rechts

Den Laden für Tee & Kunst finden Sie in der Altstadt, in unmittelbarer Nähe zum Lichtspiele Kino und
Coop City.


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Atelierarbeit:

Studien und Entwicklung von plastischen Papierarbeiten
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